Wann packte mich das Pferdefieber? Eigentlich kann ich mich daran nicht wirklich erinnern, ich weiß nur: meine Mutter erzählt mir immer, dass wir an jeder Pferdeweide anhalten und die Pferde füttern mussten (ja, mittlerweile weiß ich, dass das keine gute Idee ist). Auf jedem Jahrmarkt konnte es noch so viele Karussells geben, ich wollte nur Ponys reiten. Der erste Punkt auf jedem Weihnachtswunschzettel lautete "Pony".
Allerdings war das Angebot an passenden Reitschulen in meinem Umkreis sehr begrenzt. Bis zum Tag X, als eine Schulfeier im Garten eines meiner Klassenkameraden stattfand. Von diesem Garten aus konnte man auf einen Reitplatz schauen, auf dem Unterricht gegeben wurde.
Das liegt mittlerweile mehr als 20 Jahre zurück und war auf der heutigen HD-Ranch von Holger Dierks. Dort standen American Quarter Horses und es wurde Westernunterricht erteilt. Insbesondere dieser Unterricht hat meinen Umgang und meine Sicht auf das Pferd geprägt. Es ging darum, das Pferd zu verstehen und seine Sprache sprechen zu lernen, die Signale des Pferdes zu deuten und darauf zu reagieren. Das Pferd war Partner und nicht Sportgerät. So etwas wie Abteilungsreiten gab es nicht. Jeder Reiter wurde mit seinem Pferd individuell betreut - auch in Gruppenstunden. Zusätzlich zum Reiten wurde auch Bodenarbeit gemacht.
Über die Jahre bekam ich die Gelegenheit, vom Araber bis zum schweren Kaltblüter, vom Jungpferd bis zum fertigen Turniercrack die verschiedensten Pferde zu reiten, und lernte so, mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Ausbildungsständen umzugehen. Jedes Pferd hatte seine eigene Persönlichkeit und wurde dementsprechend behandelt.
Mit 17 bekam ich einen deutschen Reitpony Wallach namens Grandy. Er war ebenfalls 17 Jahre alt und hatte bei seiner Vorbesitzerin nicht allzu viel gelernt. Grandy war dickköpfig, wollte arbeiten, aber nur nach seinen Regeln. Und er war schnell - so schnell, dass niemand mehr mit mir ausreiten mochte. Doch er war auch das liebenswerteste und dankbarste Pony, das ich je kennenlernen durfte. Grandy war der beste Lehrmeister, den ich hatte. Den Höhepunkt seiner Ausbildung erreichte er mit dem Erlernen der fliegenden Galoppwechsel. Leider ist er im Alter von 25 Jahren nach einer schweren Kolik über die Regenbogenbrücke gegangen.
Seitdem begleitet Snoopy mich auf meinem reiterlichen Werdegang. Er ist ein Quarter Horse Wallach, und ich habe ihn als Absetzer kennengelernt. Er ist auch so ein Herzenspferd, wie Grandy es war. Ich kaufte ihn 2 ½ jährig und habe ihn selbst ausgebildet. Wir konnten bereits das eine oder andere Turnier erfolgreich gemeinsam bestreiten. Durch Snoopy lernte ich außerdem Klaus Neuhaus und die Seven-Gate-Ranch kennen. Dort wird Horsemanship gelebt. Mit Zeit, Ruhe und Geduld werden dort Cowboys und Pferde ausgebildet.
Nach meinem Abitur mit dem Schwerpunkt Agrarwirtschaft schloss ich meine Ausbildung zur Pferdewirtin Haltung und Service erfolgreich ab - mit Auszeichnung der Graf-Lehndorff-Plakette durch die FN. Die Ausbildung absolvierte ich auf dem Gangpferde Birkenhof bei Claudia Metting im Saarland. In dieser Zeit lernte ich neben den Isländern auch die temperamentvollen Paso Finos kennen und lieben.
Neben dem Reitunterricht und den Kursen für Kinder kümmerte ich mich um die Ausbildung der Jungpferde.
Im Anschluss an die Ausbildung absolvierte ich das Studium der Landwirtschaft in Osnabrück.